Wertheim in Vorreiterrolle bei grünem Wasserstoff

Konkrete Planung für erstes Projekt am Almosenberg

Die wahrscheinlich erste Wasserstoff-Tankstelle in der Region Heilbronn-Franken könnte im Gewerbegebiet Almosenberg entstehen. Foto: Stadt Wertheim/Shutterstock

Das erste Wasserstoffprojekt auf Wertheimer Gemarkung ist im Gewerbegebiet Almosenberg geplant. Dort sollen eine H2-Elektrolyseanlage, eine Wasserstofftankstelle sowie eine sogenannte Trailer-Abfüllanlage für den Einsatz in der Mobilität und den Vertrieb an gewerbliche Kunden entstehen. Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez sprach bei der Vorstellung im Bau- und Umweltausschusses von einer „bedeutenden Weichenstellung für die Zukunft“. 

In enger Zusammenarbeit mit der Wasserstoffallianz H2 Main-Tauber-GmbH und dem Steinbeis-Innovationszentrum entwickeln die Stadtwerke Wertheim mehrere Vorhaben für die regionale Erzeugung von grünem Wasserstoff auf Wertheimer Gemarkung. Neben Dertingen sind in weiteren Stufen auch die Stadtteile Bestenheid und Wartberg als Standorte vorgesehen. Es handele sich um „eine tolle Geschichte, wenn es gelingt, das umzusetzen“, so OB Herrera Torrez. 

Weil Wertheim schon bei der Erstellung der kommunalen Wärmeplanung eine Vorreiterrolle innehatte, könne die Stadt diese nun auch bei der konkreten Umsetzung von darauf basierenden Projekten einnehmen, betonte der Geschäftsführer der Wasserstoffallianz, Werner Spec. Er informierte gemeinsam mit Stadtwerke-Geschäftsführer Thomas Beier über den aktuellen Sachstand. Eine wichtige Voraussetzung dafür seien Fördermittel von der Europäischen Union oder vom Bund, erklärte Beier.

Aller Voraussicht nach könnte das Projekt am Almosenberg die erste H2-Elektrolyseanlage und die erste Wasserstofftankstelle nicht nur im Main-Tauber-Kreis, sondern in der gesamten Region Heilbronn-Franken werden, unterstrichen die beiden Geschäftsführer. Die bei der Herstellung von grünem Wasserstoff anfallende Abwärme soll für ein künftiges Wärmenetz für das Gewerbegebiet und unter Umständen auch für Bettingen genutzt werden.

Für den Bau und den Betrieb der Elektrolyseanlage ist eine neu zu gründende GmbH vorgesehen. Hauptgesellschafterin sollen die Stadtwerke sein, die Beteiligung weiterer regionaler Partner ist gewünscht. Über eine Kooperation mit zwei regionalen Banken ist eine Partizipation der Bürgerinnen und Bürger möglich. Für die Realisierung der H2-Tankstelle ist man mit einem bundesweit führenden Betreiber von Wasserstofftankstellen im Gespräch. Entstehen soll die gesamte Anlage auf Grundstücken im Geltungsbereich des Bebauungsplans „Gewerbegebiet Almosenberg, Erweiterungsfläche 1“ auf Dertinger Gemarkung, die sich im Eigentum der Stadt befinden und an die neue Gesellschaft veräußert werden sollen.

Im weiteren Verlauf des Projektes sind auch in Bestenheid und am Wartberg H2-Elektrolyseanlagen geplant. Im Industriegebiet Bestenheid soll vor allem die Glasindustrie beim Umstieg von fossilem Erdgas auf klimaneutralen Wasserstoff unterstützt werden. Weiter kann hier nicht nur die Abwärme für das Industriegebiet, sondern auch der anfallende Sauerstoff für die Verbesserung der energetischen Bilanz bei der Kläranlage genutzt werden. Auch damit würde Wertheim eine Vorreiterrolle übernehmen.

Aus dem Bau- und Umweltausschuss gab es zahlreiche Nachfragen zu einzelnen Aspekten des Sachstandsberichtes. Am Ende aber empfahl das Gremium einstimmig dem Gemeinderat die entsprechende Beschlussfassung zu der, laut Oberbürgermeister, „Energiewende konkret vor Ort“.