Strategien gegen Cybermobbing diskutiert
Thema im Arbeitskreis Sucht- und Gewaltprävention
Das Thema Cybermobbing und mögliche Strategien dagegen war einer der Schwerpunkte bei der jährlichen Tagung des Arbeitskreises Sucht- und Gewaltprävention. Unter dem Vorsitz von Fachbereichsleiterin Ina Nolte diskutierten die Mitglieder im Sitzungssaal des Wertheimer Rathauses aber auch über die immer noch spürbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie bei Kindern und Jugendlichen und über die Folgen der Teillegalisierung von Cannabis.
Jeder fünfte Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 19 Jahren hat schon Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht. In der Folge leiden sie unter Angst- und Panikattacken, Depressionen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen oder sogar Selbstmordgedanken. Diese Fakten stellte Heike Jutzi, Referentin vom Verein Bündnis gegen Cybermobbing e.V. aus Karlsruhe, an den Beginn ihres sehr detailreichen Impulsvortrages. Das Bündnis, so Jutzi, habe es sich zur Aufgabe gemacht, vor allem Kinder und Jugendliche bei der Internetnutzung zu sensibilisieren und ihnen zu helfen, wenn sie „Gefangene im Netz“ geworden sind.
Aufklärung sei wichtig, um den Entwicklungen entgegenzuwirken. „Junge Täter sind sich oft über die Auswirkungen und Folgen ihres Handelns nicht bewusst“, erläuterte die Referentin. „Es geht ihnen darum, cool zu sein, Anerkennung und Beachtung zu finden. Das Internet öffnet dabei Tür und Tor“.
Eineinhalb Stunden Aufklärungsarbeit am Präventionstag der Schulen reichten bei weitem nicht aus, um auf die Thematik und die Gefahren ausreichend aufmerksam zu machen, stellten die Schulsozialarbeiterinnen Stephanie Eck und Caroline Gnango auf Nachfrage von Referatsleiter Uwe Schlör-Kempf in der Diskussion fest. Auf allgemeine Zustimmung stieß die Information von Katrin Amrhein, Rektorin der Comenius Realschule, dass ab dem kommenden Schuljahr das Fach Medienbildung und Informatik an allen weiterführenden Schulen eingeführt wird. Nur wenn das Thema im Lehrplan verankert sei, könne die Schule ihren Präventionsbeitrag leisten, unterstrich der Leiter des Beruflichen Schulzentrums, Manfred Breuer.
Junge Menschen, auch in Wertheim, leiden bis heute an den Nachwirkungen der Corona-Pandemie. Darin waren sich alle Mitglieder des Arbeitskreises nach einer entsprechenden Nachfrage von Birgit Väth einig. Vor allem die Schulschließungen haben ihnen zugesetzt. Die Folge war ein massiver Anstieg psychischer Erkrankungen. Die geschäftsführende Schulleiterin Simone Schott berichtete außerdem von fehlenden emotionalen Entwicklungen in der Gruppe, dem erkennbar deutlichen Anstieg des Medienkonsums und fehlender Motivation bei vielen Schülerinnen und Schülern. Auf Anregung aus dem Arbeitskreis soll das Thema in der nächsten Familienfachkonferenz aufgegriffen und mit Fachleuten vertieft werden.
Helmut Kaufmann von der Suchtberatung der AGJ im Main-Tauber-Kreis berichtete, dass die Zahl der Beratungssuchenden in Wertheim etwa gleichgeblieben sei. Auffällige Veränderungen seien aber erkennbar. So gebe es Verschiebungen hin zur Thematik „Wetten im Netz“ und den damit verbundenen Formen von Medienabhängigkeit. Die Zahl der eine Beratung suchenden „Cannabis-Klienten“ ist nach Angaben Kaufmanns etwa um die Hälfte zurückgegangen. Aus der Sicht von Daniel Zauner vom Polizeirevier Wertheim hat die Teillegalisierung von Cannabis nicht den von der Politik erhofften Erfolg gebracht. Die sichergestellten Mengen seien höher als früher und die Dealer hätten eine große Vielfalt im Angebot.
Im Gesamtbereich Wertheim wurden im vergangenen Jahr acht Alkoholtestkäufe durchgeführt, informierte Jörg Autering als Vertreter des Landratsamtes im Arbeitskreis. In fünf Fällen sei vom Verkaufspersonal Alkohol abgegeben worden, zum Teil, obwohl die Käufer das vorgeschriebene Mindestalter noch nicht erreicht hatten, zum Teil sogar ohne Alterskontrolle.