Krankenhaus braucht Akzeptanz vor Ort

Austausch mit niedergelassenen Ärzten

Dr. Mark Boddenberg steht vor einer Flipchart und skizziert ein mögliches Sanierungskonzept für das Krankenhaus in Wertheim.
Ein mögliches Sanierungskonzept für das Krankenhaus skizzierte der Generalhandlungsbevollmächtige, Dr. Mark Boddenberg. Foto: Stadt Wertheim

Das laufende Schutzschirmverfahren und die Zukunft des Krankenhausstandorts Wertheim standen im Mittelpunkt eines Austauschs zwischen Rotkreuzklinik und niedergelassenen Ärzten. Der Generalhandlungsbevollmächtigte der Klinik, Dr. Mark Boddenberg, und der Gesundheitsexperte Dr. Christian Höftberger warben um Vertrauen und Unterstützung für ein Zukunftskonzept. „Wir brauchen den Schulterschluss mit Ihnen“, lautete die Kernaussage.

Die Stadt Wertheim hatte einen ersten Austausch zwischen Krankenhaus und Ärzteschaft im Frühjahr 2022 initiiert. Nun fand bereits das dritte Netzwerktreffen statt. „Als der Termin anberaumt wurde, ahnte noch niemand, welche Aktualität das Thema Krankenhaus heute hat“, sagte in seiner Begrüßung Fachbereichsleiter Helmut Wießner. Das Interesse unter den niedergelassenen Haus- und Fachärzten war sehr groß, der Konferenzraum der gastgebenden Sparkasse voll besetzt. Auch Vertreter der Gemeinderatsfraktionen nahmen teil.

Die Lage des Krankenhauswesens sei bundesweit dramatisch, stellte Mark Boddenberg eingangs fest. Von 1.900 Standorten drohten 400 pleite zu gehen. Hilfe aus Berlin sei nicht zu erwarten, „wir müssen lokale Wege für Lösungen finden“. Ziel sei, den Standort Wertheim zu erhalten. Die Rahmenbedingungen dafür seien gut, vor allem wegen des fast neuen Gebäudes. Aber es brauche eine neue Struktur und einen neuen Träger. Eine Fortführung unter Trägerschaft der Rotkreuzschwesternschaft schloss Boddenberg aus. Diese Aussage wurde aus Reihen der Ärzteschaft mit Beifall quittiert.

Gemeinsam mit Christian Höftberger skizzierte Boddenberg ein mögliches Sanierungskonzept. Die Grund- und Regelversorgung soll mit reduzierter Bettenzahl auf weniger Fläche aufrechterhalten werden. Das Konzept sehe auf jeden Fall eine Notfallversorgung vor. Freiwerdende Flächen will man durch ergänzende gesundheitsnahe Einrichtungen belegen, so dass eine Mischung aus ambulant, stationär und rehabilitativ entsteht. Gespräche mit möglichen Kooperationspartnern liefen.

Dr. Christian Höftberger bei den Anwesenden und niedergelassenen Ärzten und Vertrauen.
Um das Vertrauen der niedergelassenen Ärzte warb auch der Krankenhausexperte Dr. Christian Höftberger. Foto: Stadt Wertheim

Beide Krankenhausexperten waren zuversichtlich, mit einer solchen Konstruktion den jährlichen Verlust der Rotkreuzklinik in eine Größenordnung bringen zu können, „über die man reden kann“. Dies sei Voraussetzung für Gespräche über eine künftige Trägerschaft womöglich unter kommunaler Beteiligung. Von der Krankenhausreform, die Bundesgesundheitsminister Lauterbach angestoßen hat, erwarten die Fachleute eine weitere finanzielle Entlastung des Krankenhausbetriebs. Diese greife aber voraussichtlich erst in zwei bis drei Jahren.

Ziel sei nun, das Sanierungskonzept in den nächsten Wochen zu konkretisieren, mit möglichen Kooperationspartnern feste Vereinbarungen zu schließen und ein tragfähiges Trägermodell zu entwickeln. Das Schutzschirmverfahren ende zwar Ende November, aber der Generalhandlungsbevollmächtigte steuere das Verfahren einer sanierenden Übertragung über den kompletten Zeitraum. „Bis etwa Februar, März müssen wir Klarheit haben,“ so Boddenberg.

„Jede Lösung, die wir entwickeln, braucht die Akzeptanz vor Ort – in der Bevölkerung, unter den Patienten, in der Ärzteschaft“, fasste Höftberger zusammen. Und Fachbereichsleiter Wießner sagte abschließend an die Ärzteschaft gewandt: „Wenn das Krankenhaus Wertheim eine Zukunft haben soll, geht das nur mit Ihnen zusammen.“ Der heutige Abend habe auf jeden Fall verdeutlicht: „Das Bemühen ist da.“

Beim anschließenden Austausch waren die beiden Krankenhausexperten gefragte Gesprächspartner der Ärzteschaft. Sie nahmen aus Reihen der niedergelassenen Ärzte einige Impulse und Ideen zu möglichen Kooperationen bei Nutzung der Krankenhausflächen mit.