"Heimat spüren und beieinander sein"

Festkommers zum Jubiläum der Michaelismesse

Menschen sitzen an langen Tischreihen, auf der Bühne im Hintergrund ist die Musikkapelle zu sehen.
Rund 400 Gäste feierten in der Main-Tauber-Halle das Jubiläum „200 Jahre Michaelismesse Wertheim“. Foto: Stadt Wertheim

Einen Tag vor der offiziellen Eröffnung feierten rund 400 Gäste in der Main-Tauber-Halle mit einem Festkommers 200 Jahre Michaelismesse. „Erst wenn etwas nicht da ist merkt man, was einem fehlt“, sagte Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez auf die drei Jahre eingehend, in denen das Volksfest wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden konnte. „In den nächsten Tagen wird Ihre Stadt im Mittelpunkt der ganzen Region stehen“, zeigte sich der stellvertretende Ministerpräsident und Innenminister, Thomas Strobl, in seiner Festansprache überzeugt.

Vom Wertheimer Schlachtruf „Wie wird die Mess? Gut wird die Mess!“ war Strobl offensichtlich so begeistert, dass er ihn zu Beginn seiner Rede gleich drei Mal ausstieß. Zuvor hatte er versichert, es sei ihm „eine große Ehre, zum Jubiläum des Volksfestes im hohen Norden dabei sein zu dürfen“. Begeistert waren dann wiederum die Wertheimerinnen und Wertheimer, als der Minister versicherte, die Stadt „war ist und bleibt ein fester Bestandteil der größten Einstellungsoffensive der Polizei Baden-Württembergs“. Dies gelte „gestern, heute und morgen“. Schließlich handele es sich bei der Polizeihochschule am Reinhardshof um „eine der besten polizeilichen Ausbildungsstätten des Landes“.

Innenminister und Oberbürgermeister beim Shake-Hand
Eine Bestandsgarantie für die Polizeihochschule gab Innenminister Thomas Strobl in seiner Ansprache ab. Foto: Stadt Wertheim

Natürlich ging der stellvertretende Ministerpräsident auch auf das eigentliche Thema des Abends ein. Bei der Michaelismesse könne man „Heimat spüren und beieinander sein“, sagte er. Gesellschaftlicher Zusammenhalt sei gerade in schwierigen Zeiten besonders wichtig. Tradition und Offenheit, wie sie beim großen Wertheimer Volksfest spürbar seien, „zeichnet `The Länd` aus“. Auch dem Ehrenamt zollte der Redner Anerkennung. Dass Veranstaltungen wie die Michaelismesse gelängen, sei auch den Ehrenamtlichen zu verdanken.

Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez nutzte seinen Dank für die „großartige Rede“ des Innenministers, um diesen über den Beschluss des Gemeinderates zu informieren, mit dem Land Verhandlungen über den möglichen Erwerb der sogenannten „Vier-Finger-Gebäude“ am Reinhardshof zu führen. Diese Gebäude könnten zur weiteren Entwicklung der Polizeihochschule genutzt werden, der OB bot dazu baldige Gespräche an. Schon zu Beginn seiner Ansprache hatte Herrera Torrez den Politiker aus der Landeshauptstadt unter Beifall für dessen „Verlässlichkeit im Hinblick auf den Wertheimer Standort der Hochschule für Polizei“ gewürdigt.

Der OB freute sich, zahlreiche Gäste zum Festkommers aus Anlass des Messejubiläums begrüßen zu können. Er zitierte aus der „Amtlichen Bekanntmachung“, die am 20. September 1822 im Großherzoglich Badischen Anzeigenblatt veröffentlicht wurde und als „Geburtsurkunde“ der Michaelismesse gilt. Mit einem Schmunzeln verwies Herrera Torrez darauf, dass mit dieser Bekanntmachung von einer Verwaltung der Grundstein für Frohsinn und gute Laune gelegt worden sei. „Es mag auch heute noch Menschen geben, die sich das nicht vorstellen können.“

Personen sitzend am Ehrentisch mit dem Innenminister
Zahlreiche Ehrengäste waren der Einladung der Stadt zum Festkommers gefolgt. Foto: Stadt Wertheim

Es habe, erinnerte der Redner, auch in der Vergangenheit schon Zeiten gegeben, in denen das Fest nicht habe stattfinden können und das nicht nur während der beiden Weltkriege. Der OB warb noch einmal um Verständnis für die Absage in den zurückliegenden drei Jahren. Eines hätten diese drei Jahre deutlich gezeigt: „Unser Volksfest hat nach wie vor eine große Bedeutung.“ Die Messe habe gefehlt, schaffe sie es doch immer wieder auf sympathische und einzigartige Weise, Tradition und Moderne zu verbinden. Sie sei ein Familienfest mit Wohlfühlcharakter. Nicht zuletzt habe die Michaelismesse all denen gefehlt, die beruflich mit ihr zu tun haben. Jetzt freue er sich darüber, dass endlich wieder der Duft gebrannter Mandeln über der Stadt liege, Tröten den Beginn der nächsten Karussellfahrt ankündigten und aus der Main-Tauber-Halle schmissige Musik herausschalle.

Dass dies schon am Freitagabend der Fall war, dafür sorgten die Eiersheimer Musikanten, die beim Festkommers aufspielten. Oberschützenmeister Roland Treu erinnerte das Publikum schließlich daran, dass die Schützengesellschaft Wertheim mit ihrem Gründungsdatum 1359 zu den 30 ältesten Organisationen ihrer Art in Deutschland gehöre. Der Schützengesellschaft wurde im Jahr 1822 auch das Marktrecht verliehen, so Treu.