Stadt schlägt vier Gebiete für Windenergie vor
Stellungnahme zur Planung des Regionalverbands
Die Stadt Wertheim schlägt dem Regionalverband die Ausweisung von vier Vorranggebieten für Windenergie vor. Neben den bestehenden Standorten Dertingen und Höhefeld sollen Flächen bei Dörlesberg/Reicholzheim und im Schenkenwald bei Nassig hinzukommen. In jedem Vorranggebiet sollen nicht mehr als acht Windkraftanlagen zugelassen werden. Diesen Beschluss fasste der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung mit großer Mehrheit.
Damit endete eine erste Beteiligungsetappe in der regionalen Planungsoffensive Erneuerbare Energien. Nach Vorgaben des Landes und des Bundes muss der Regionalverband Heilbronn-Franken bis September 2025 insgesamt 1,8 Prozent der Regionsfläche als Vorranggebiet für Windflächen ausweisen.
Gelingt dies nicht, werden Windkraftanlagen – mit wenigen Abstrichen – fast überall zulässig. Der aktuelle Planungsprozess bietet den Kommunen also eine vielleicht letzte Steuerungsmöglichkeit und Einfluss darauf, welche Flächen auf ihrer Gemarkung für Windenergie bereitstehen. Um diese Gestaltungschance für Wertheim zu nutzen, hat die Stadtverwaltung einen eigenen Kriterienkatalog für die Definition geeigneter Flächen entwickelt. Im Juni wurde er der „Strategiegruppe Windkraft“ vorgestellt. Ihr gehören Vertreter der Gemeinderatsfraktionen, alle Ortsvorsteher und Stadtteilbeiratsvorsitzenden, Vertreter der Stadtwerke und der Naturschutzverbände an.
Die wesentlichen Kriterien der Stadt:
Der Abstand zu Siedlungsflächen soll mindestens 1.250 Meter betragen, also deutlich mehr als die gesetzlich vorgeschriebenen 750 Meter.
Man will keine „Verspargelung“ der Landschaft, sondern eine Konzentration auf einige wenige Areale, die dann aber mindestens 50 Hektar groß sind.
Ortschaften oder Stadtteile sollen nicht von Windkraftanlagen eingekreist werden. Die Anlagen sollen mindestens fünf Kilometer auseinanderliegen.
Flächen im Eigentum der Stadt sollen bevorzugt und die Akzeptanz in den betroffenen Ortschaften berücksichtigt werden.
In der seit Juli vorliegenden Suchraumkarte des Regionalverbands sind alle Flächen auf Wertheimer Gemarkung aufgezeigt, die dem Regionalverband geeignet erscheinen und im nächsten Schritt näher geprüft werden sollen. Diese Potenzialflächen umfassen 20 bis 30 Prozent der Gemarkungsfläche. Die Schnittmenge zwischen dem Flächenvorschlag der Stadt und der Suchraumkarte des Regionalverbands ergibt die vier genannten Windkraftareale auf Wertheimer Gemarkung. Insgesamt käme Wertheim damit auf eine Fläche von etwa 700 Hektar, das entspräche einem Anteil von 5,1 Prozent der Gemarkungsfläche.
Der Gemeinderat folgte nun, als er über eine Stellungnahme zur Suchraumkarte des Regionalverbands beriet, dem Flächenvorschlag der Verwaltung. Kritische Stellungnahmen aus einzelnen Ortschaften und Diskussionsbeiträge bei den drei vorangegangenen Bürgerversammlungen in Nassig, Höhefeld und Dörlesberg hatten sich vor allem gegen die Errichtung von Windrotoren im Schenkenwald gewandt. Diese Bedenken wurden in einer Modifizierung des Beschlussvorschlags aufgenommen: Die Zahl der Windkraftanlagen pro Vorranggebiet soll auf acht begrenzt werden.
„Keine andere Kommune in Baden-Württemberg hat sich so lang, so öffentlich und so transparent in den letzten eineinhalb Jahren mit der Windkraft auseinandergesetzt“, betonte Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez in der Gemeinderatssitzung. Auslöser war 2021 das Repowering-Vorhaben für den Windpark Höhefeld. Die damals eingesetzte Strategiegruppe wurde bald auf das gesamte Stadtgebiet ausgeweitet. Man sicherte sich die fachliche und moderierende Begleitung durch den Energiedialog Baden-Württemberg, organisierte eine Fachtagung und begab sich gemeinsam auf Exkursion.
Mit den Veranstaltungen in den drei Ortschaften, die der Gemeinderatsberatung vorgeschaltet waren, habe man nochmals eine bestmögliche Bürgerinformation sichergestellt, so OB Herrera Torrez. Für die hervorragende Aufarbeitung dankte er besonders Fachbereichsleiter Armin Dattler und Stefanie Leuchs vom Referat Stadtplanung, Umwelt- und Klimaschutz.
Informationen zum Planungsprozess des Regionalverbands gibt es unter www.rvhnf.de. Hier sind auch zwei „Erklär-Videos“ abrufbar.